2007 Exkursion Michelstetten

Exkursion zu FG-Fundstellen. Referat Michelstetten. 11.06.2007

Maurer Jakob, MatrNr. 0605641, 309 6/1

Michelstetten liegt im Verwaltungsbezirk Mistelbach etwa 6km westlich von Asparn an der Zaya. Es gibt eine größere Anzahl urgeschichtlicher bzw. latènezeitlicher Fundstellen, wobei aber von zumindest zweien auch kaiserzeitliches Material bekannt ist. Durch Raubgrabungen kam weiters auch ein Werkzeugdepot eines Feinschmiedes aus dem 5. Jhdt. zum Vorschein, mit einiger Wahrscheinlichkeit im Bereich der Wallanlage „Steinmandl“.

Heute am Wichtigsten beziehungsweise am Besten erforscht ist die Flur „Hintaus“, auf der ursprünglich vor allem durch den Heimatforscher Hermann Maurer immer wieder Oberflächenfunde gemacht worden waren. Nach der Umwandelung des Flächenwidmungsplanes zu Bauland im Jahr 1994 begannen daher Denkmalschutzgrabungen des NÖLM, die insgesamt sechs Jahre dauern sollten (Dr. Ernst Lauermann/örtl. Leitung Franz Drost). Dabei wurden insgesamt knapp unter 10.000 m2 untersucht und 1640 einzelne Verfärbungen dokumentiert. Neben besonders ausgedehnten Befunden des mittleren Neolithikums, die wohl mit der nahe gelegenen zweifachen Kreisgrabenanlage in Zusammenhang stehen, fanden sich dabei auch Spuren der Urnenfelder- und Hallstattkultur. Allgemein in die Latènezeit können bisher mindestens 15 einzelne Grubenhäuser gestellt werden, leider ist das Fundmaterial derzeit nicht näher eingestuft.

Die größte Überraschung waren Siedlungsobjekte der römischen Kaiserzeit, die mit dem ersten Jahrhundert beginnen, aber auch noch in die mittlere Kaiserzeit und in die Spätantike weiterlaufen. Aus slawischer Zeit (8. Jhdt.) wurden schlussendlich eingetiefte Hütten, Speichergruben und ein Brotbackofen ausgegraben. Es wurde also ein lange andauernde intensive Besiedlung festgestellt.

Aus dem ersten Jahrhundert konnten insgesamt 3 Hüttengrundrisse ergraben werden, die ziemlich wichtig sind, da aus dieser Zeit sonst vor allem Gräber bekannt sind. In einem der eingetieften Gebäude konnten die Reste eines Steinofens festgestellt werden.

Am auffälligsten ist aber eine 4×3.2m große, mindestens 40cm eingetiefte Sechspfostenhütte. Neben den großen Trägerpfosten ließen sich darin noch kleinere, teils zugespitzte Pfostenlöcher, die vermutlich von Einrichtungsgegenständen herrühren, erkennen. Es fanden sich in der Verfüllung zwar einerseits eine Fibel sowie germanische Keramik, die eindeutig in das 1. Jh. zu stellen sind, trotzdem ist aber noch der latènezeitliche Einfluss an vielen Stücken von grafitgemagerter Kammstrichware zu erkennen.

Die Eisenverarbeitung in dieser Zeit lässt sich in doppelter Hinsicht nachweisen, einerseits wurden in einer Siedlungsgrube neben zwei vollständig rekonstruierbaren Gefäßen charakteristische rote Raseneisenerzsteine aufgefunden, andererseits konnte aber vor allem auch ein germanischer Rennofen im Block geborgen werden. Er war mitsamt einem zu 31% eisenhältigen Schlackenkern noch etwa 70cm hoch erhalten, anhand der beigefundenen Keramik wird er vorsichtig in das erste Jahrhundert gestellt, wenn ihn auch die Thermolumineszenzdatierung um einiges jünger datiert (1700bp +/-155a).

Aus der Spätantike (4./5. Jhdt) fand sich unter anderem in einer seicht eingetieften Hütte eine Fibel sowie die typische, klingend hart gebrannte Drehscheibenware. In Speichergruben waren auch Bruchstücke von glasierter Keramik und Knochenkämme enthalten.

Vielleicht am wichtigsten war aber die Aufdeckung eines Töpferofens, der bis zur beginnenden Kuppel erhalten war (nur der Bereich der Arbeitsgrube war durch einen mittelalterlichen Graben zerstört). Die Konstruktionsweise des Ofens lässt sich aufgrund seiner guten Erhaltung sehr gut nachvollziehen. Zuerst waren zwei Schürkanäle in den anstehenden Lehm eingetieft und dann wieder mit Laub verfüllt worden. Darüber wurde die Lochtenne aufgesetzt, auf deren Unterseite sich daher zahlreiche Ahorn- und Buchenblätter abdrückten. Nach einer Trocknungsphase wurden die Blätter schließlich entfernt und Lochtenne und Kuppel gebrannt.

Manche Befunde lassen sich bisher nur ganz allgemein in die römische Kaiserzeit einordnen, unter anderem ein Brotbackofen, aber auch eine 2.7m lange Grube, die bis zu 80cm hoch mit großen Hüttenlehmbrocken verfüllt war. Offensichtlich handelt es sich um ein nach einer Brandkatastrophe entsorgtes Haus, wenn auch die Zusammensetzversuche erfolglos blieben. Die Datierung ist ein großes Rätsel, da die mitgefundene Keramik älterkaiserzeitlich ist, die Thermolumineszenz aber auf das 6. Jhdt. weißt.

Verwendete Literatur:

Lauermann 1995-1998: Archäologische Forschungen in Michelstetten. Marktgemeinde Asparn 1995, 1996, 1997, 1998.

Lauermann 2000: Archäologische Forschungen in Michelstetten, NÖ. Zusammenfassender Vorbericht über die Grabungen des NÖ. Landesmuseums 1994-1999. In: AÖ 11/1, 5-35.

Szameit 1995: Ein Völkerwanderungszeitliches Werkzeugdepot mit Kleinfunden aus Niederösterreich. Ein Vorbericht. In: Friesinger (Hrsg), Neue Beiträge zur Erforschung der Spätantike im mittleren Donauraum, Brno 1995, 233-248.

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