Referat Proseminar Einführung in die Methoden der UFG
18. 1. 2007
Brigitte Chaloupka Christoph Jezek, René Kertesz, Jakob Maurer, Hannes Schiel Benedikt Vogl, Iris Winkelbauer
1. Topographie, Geologie und Fundstellen der Umgebung – Maurer Jakob Der im Süden der Katastral- und Marktgemeinde Maria Enzersdorf am Gebirge gelegene Kalenderberg befindet sich am Rand des Wienerwalds nur wenige hundert Meter westlich des historischen Stadtkerns und der St. Othmarkirche von Mödling. Wegen seiner Rundwege und Spielwiesen ist das etwa 30ha große Plateau ein beliebtes Naherholungsziel, was sich, wie wir bei unseren zwei Exkursionen feststellen mussten, allerdings auch unangenehm durch zahlreiche Toilettenpapierrückstände bemerkbar macht. Geologisch zählt der Kalenderberg eigentlich noch zum südlich anschließenden Anningermassiv (675m), einem heute durchwegs bewaldeten Bergstock, der meistenteils von durch Verkarstung trockengefallenen Gräben in flache Rücken gegliedert und im Westen durch das mit marinen Tertiärsedimenten gefüllte Gaadener Becken bzw. im Osten durch die Abbruchlinie des vor zirka 15 Millionen Jahren eingesunkenen Wiener Beckens (Thermenlinie) begrenzt wird. Topographisch ist der Kalenderberg vom Anningerstock allerdings durch das geologisch relativ junge Durchbruchstal der „Klause“ abgetrennt, dass der Mödlingbach in den harten Hauptdolomit (in Abb. 2 rosa verzeichnet) eingeschnitten hat. Nordwestlich des Kalenderberges besteht der geologische Untergrund des etwas niedrigeren Terrains aus sandigem Kalk, Mergel, Tonschiefer und Gipslagerstätten, die im 19. und beginnenden 20. Jhdt. auch bergmännisch aufgeschlossen wurden (Seegrotte in Hinterbrühl). In weiterer Folge schließt in derselben Richtung die reich gegliederte Höhenzone des Höllensteinzugs (bis 645m) an. Richtung Osten ist der Blick vom ungefähr 340m hohen Kalenderberg auf das 120m tiefer liegende, von Meeressedimenten ausgefüllte Wiener Becken frei.[1] Der Kalenderberg selbst wird durch eine NW-SO verlaufende Senke, früher Promenaden-, heute Kalenderweg genannt, zweigeteilt. Mit „Kalenderberg“ als Fundplatz ist immer der südliche Teil, das befestigte Plateau, über das sich die hallstattzeitliche Siedlung erstreckt, gemeint. Auf den nördlichen Ausläufern des eiförmigen Berges, die wir daher nicht begangen haben, befinden sich hingegen mittelalterliche und romantische Bauten (Veste und Schloss Liechtenstein, Amphitheater) sowie auf dem sog. Hirschkogel eine von der späten Badener bis in die beginnende Kosihy-Čaka/Makó Kultur nachgewiesene Siedlung, die der endneolithischen Mödling-Zöbing-Gruppe ihren Namen gegeben hat. Eine von der jungneolithischen Boleráz- und der frühestbronzezeitlichen Leitha-Gruppe besiedelte Fundstelle existiert auf dem markanten Jennyberg.[2] In der näheren Umgebung des Kalenderbergs gibt es noch weitere befestigte Siedlungen der Hallstattkultur, gleich zwei finden sich beispielsweise nur ungefähr 3km weiter flussaufwärts beiderseits der Mödling. Der Höhensiedlungsbereich des Schweinzerberges hatte eine Ausdehnung von über 1000 mal 200m, der von Hangterrassen überzogene Schwarzkogel war zusätzlich auch in der Urnenfelder- und Latènezeit bewohnt.[3] Die Datierung der gut erkennbaren Abschnittswallanlage auf dem Frauenstein (vgl Abb. 4), vis-á-vis des Kalenderbergs auf der anderen Seite der Klause ist noch nicht völlig gesichert. In alten Berichten wird spätneolithisches sowie urnenfelder- und hallstattzeitliches Material erwähnt. Bei der Ausgrabung des berühmten awarischen Gräberfelds von Mödling auf der obersten Geländeterrasse der Goldenen Stiege direkt unterhalb des Frauensteins in den Jahren 1968 bis 1973 kam allerdings ein an denselben anschließender, im Mittelalter wahrscheinlich mit Wallresten zuplanierter Graben samt Torbereich zum Vorschein. Wegen der Überschneidung mit awarischen Gräbern ist die Befestigung älter als diese, auf der umgrenzten Fläche konnten von H. Schwammenhöfer zudem Siedlungsstrukturen des Spätneolithikums, der Bronzezeit sowie der ausgehenden Urnenfelderkultur festgestellt werden. Alte Quellbereiche lassen vermuten, dass das Areal jedenfalls zur Sicherstellung der Wasserversorgung in die Frauensteinanlage integriert und erst in der Hallstattzeit von einem Friedhof überlagert wurde (über 50 Gräber wurden geborgen), zu dem auch ein 1975 einige hundert Meter weiter nördlich beim Bau des Klausendurchbruchs in der Spitalmühlgasse angeschnittenes Urnengrab gehören dürfte. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass die Anlage auf dem Frauenstein nach dem Funktionsverlust ihres Vorwerks noch weiterhin existierte, nach Schwammenhöfer erscheint es aber plausibler, dass es sich um am anderen Ufer des Mödlingsbaches beigesetzte Bewohner der Siedlung auf dem Kalenderberg handelt.[4] Der Zugang zu diesem konnte auf drei Seiten ohne allzugroßen Aufwand verwehrt werden. Im Westen hindern Steilabfälle Richtung Hinterbrühl, im Süden die Felsschroffen der Klause (vgl. Abb. 3) eine feindliche Annäherung und auch in östlicher Richtung war der natürliche Schutz durch die Abbruchkante zum Wiener Becken vielleicht ausreichend. Allerdings muss bedacht werden, dass Verwallungen in diesem Bereich wegen des Richtung Osten geneigten Untergrunds teilweise der Erosion zum Opfer gefallen sein könnten und die in Zusammenhang mit den Bemühungen zur Wiederaufforstung zu sehenden künstlichen Terrassierungen um den 1810 errichteten Schwarzen Turm die ursprüngliche Begehbarkeit und Form des Geländes nicht mehr wirklich nachvollziehen lassen. Am verhältnismäßig ungeschützten Nordrand erstreckt sich auf einer Länge von zirka 660m ein heute noch stellenweise bis zu drei Meter hoch erhaltener Wall, dessen Außenflanke, sofern nicht ausbeißende Felsen eine Art Vorfeld bilden, als durchlaufende Böschung bis in die Senke des etwa 20m tiefen Kalenderwegs abfällt. Im Westen ist deutlich zu erkennen, dass sich das Wallende etwas schräg auf den Hang Richtung Kalenderweg hinabzieht, während der Bereich des Ostendes durch einen auf der Befestigung verlaufenden Pfad in Mitleidenschaft gezogen und schwerer festzumachen[5] ist, zumal der Wall hier auf einer wallartigen Felsenrippe aufsitzt, die sich letztlich auf einem Rücken zwischen dem Kalenderweg und einem auf das Siedlungsplateau hinaufführenden Grabeneinbruch verliert (vgl. Abb. 8). An der Felsrippe liegt außerdem ein kleiner mittelalterlicher oder neuzeitlicher Steinbruch(?) mit einer heute noch eine 6m lange Höhle.[6] Erst bei unserer zweiten Exkursion im Dezember erkannten wir im mittlerweile laublosen Unterholz, dass an der Stelle, an der der Wall bzw. der Felsenkamm schräg abzufallen beginnt, eine freilich nicht übermäßig stark ausgeprägte Geländerippe im rechten Winkel daran ansetzt, zusätzlich akzentuiert durch einen von Waldarbeitern in die an der Wallinnenkante enstandene Ecke geworfenen Astholzberg (Abb. 9). Wir konnten aber nicht einmal herausfinden, ob es sich dabei um das von H. Melichar gesehene Ostende des Walles handelt, geschweige den, ob wir hier eventuell den letzten Rest eines Richtung Osten begrenzenden Walles vor uns haben könnten, wie es uns zumindest das flach einfallende Licht glauben machen wollte. Das in dieser Art von Hängen und Wall eingeschlossene Plateau fällt Richtung Osten mäßig steil ab (vgl. Abb. 7 ) und liegt daher weitgehend im Windschatten seiner eigenen Westkante, an der sich an der Wallseite die Turnerwiese und etwas näher am Pfefferbüchsel die sog. Kirchbergwiese finden. Die Hochfläche wellt sich mit vereinzelten Überhöhungen, so beispielsweise einem etwas ausgeprägteren Rücken nördlich der Schwarzer Turm-Wiese (vgl. Abb. 8), an dessen Nordflanke wir bei unserer Begehung mindestens eine künstliche Terassierung zu Siedlungszwecken feststellen konnten. Einige direkt unter ihr gesehene kleinformatige Keramikfragmente scheinen diese Deutung zu bestätigen. Der Verkehr auf den Berg könnte in prähistorischer Zeit beispielsweise an der Nordostecke über den den Wall fortsetzenden Felsgrat oder die südlich davon aufsteigende Grabenfurche abgewickelt worden sein, vorstellbar wäre aber auch ein Pfad im Bereich des heutigen Schwarzen Turms auf möglichst kurzem Weg zum Mödlingbach.
2. Naturkundliche Beurteilung des Standortes[7] – Jezek Christoph Der Kalenderberg erhebt sich in Form eines Kalkplateaus über Mödling. Sein Süd- und Westhang sind dadurch ausgezeichnet, dass sie extrem steil abfallend sind. Auf diesem Standort dominiert der „Erika Bodentyp“. Dieser ist ein Zeichen für trockene, und nährstoffarme Kalkböden. In unserem Falle sieht man das Muttergestein deutlich zu Tage treten. Nur eine dünne Humusschicht ist vorhanden. Als Baumart dominiert die Kiefer. Sie ist ein Anzeiger für einen schlechten Wasserhaushalt im Boden (Trockenheit) und eine starke Sonneneinstrahlung. Ebenso treten die Mehlbeere und die Felsenbirne in strauchförmiger Form im Unterwuchs auf. Diese beiden sind gleichfalls Anzeiger für trockene Böden und starke Sonneneinstrahlung. Der „Erika Typ“ tritt of auch sekundär in Folge von Kahlschlägen, Waldbränden, uä. auf. Wenn man sich auf dem Plateau weiter nach Nordosten bewegt wird die Vegetation dichter und man bemerkt eine dickere Humusschicht. Hier stößt man auf den „Zyklamen-Leberblümchen Typ“. Auch an diesem Bodentyp erkennt man gut, dass der Untergrund kalkhaltig ist. Er weist auf einen steinigen und skelettreichen Kalkboden mit bereits in der Verbraunung begriffener Rendzina hin. Der Nährstoffhaushalt ist mäßig, Wasserhaushalt mangelhaft. Es herrscht auch hier vorwiegend Trockenheit. Die Kiefer ist noch vorherrschend aber auch andere Baumarten haben hier Einzug gehalten – Eiche, Kirsche, Esche, Ahorn… Im Bereich der Mitte des Plateaus, stößt man auf einige wenige Stellen, an denen der Boden eine höhere Feuchtigkeit aufweist. Dies wird durch vereinzelnd aufkommende Pappeln angezeigt und eine gut ausgeprägte Krautschicht am Boden. Besonders eine Stelle springt einem ins Auge (Abb. 11). Auf dem Bild erkennt man einen leicht kraterartigen Platz in dessen Mitte interessanterweise keine einzige Kiefer wächst sondern nur Laubbäume (Ahorn, Buche, Esche). Der Boden fühlt sich beim Begehen weich an und eine Krautschicht ist stärker ausgeprägt als auf dem restlichen Berg. Möglicherweise befindet sich hier eine Lehmschicht, die das Wasser besser zurückhält. Grundsätzlich kann man sagen, je weiter man sich auf dem Plateau nach Nordosten bewegt, umso besser wird der Boden und umso dichter wird die Vegetation. Der Wasserhaushalt ist recht schlecht und Quellen kommen auf dem Plateau nicht vor. Nur unterhalb des Südhanges schlängelt sich die „Mödling“ vorbei. Die Westseite ist am exponiertesten und fällt auf durch am stärksten vorherrschende Windverhältnisse, während die südöstliche Seite deutlich windstiller ist. Ebenfalls fällt auf, dass im Westen eindeutig der höchste Anteil an Kiefern steht (kaum andere Baumarten dazwischen). Kaum Unterwuchs vorhanden. Hauptsächlich Gräser und sehr wenige Sträucher -> vermutlich ärmster Untergrundteil des gesamten Kalenderberges (abgesehen vom südlichen Rand, wo selbst die Kiefer Wachstumsprobleme hat). Durch den fehlenden Unterwuchs zieht hier der Wind besonders gut durch -> Siedlungsfeindlicher Standort. Was die moderne Bewirtschaftung des Kalenderberges betrifft, darf man wohl von einer lockeren Bejagung und einer geringen Holznutzung ausgehen (Abb. 12). Wobei die Stammentnahmen in erster Linie zur Pflegung des Landschaftsbildes und des Waldes und weniger aus industriellen Gründen geschieht (Erholungsgebiet, kein Nutzwald). Der Kalenderberg wurde vom Fürsten Johann I. Joseph von u. zu Liechtenstein (1760 – 1836) aufgeforstet. Davor war er schwach bis gar nicht bewaldet, was auf mehrere Jahrhunderte langen Viehtrieb und das windreiche Klima zurückzuführen ist (Verkarstung). Er ließ Erde aufschütten und Baume pflanzen, welche händisch bewässert werden mussten.[8] 3. Landeskundliche Bedeutung – Brigitte Chaloupka, René Kertesz
Etymologie:[9] Die geographische Lage des Kalenderbergs spielt bei der Betrachtung der Etymologie keine untergeordnete Rolle. Durch die Tatsache, dass im Norden Maria Enzersdorf und im Osten Mödling liegt, hat der Kalenderberg im Volksmund auch verschiedene Namen bekommen. In Mödling wird der Kalenderberg auch „Kirchberg“ genannt, was durch die nahe gelegene St.Othmarkirche, die am Fuße des Kalenderberges liegt, zu erklären ist. In Maria Enzersdorf heißt er aufgrund der nahen Veste Liechtenstein auch „Schlossberg“ oder einfach „Liechtenstein“. Eine ältere Version des Namens lautet „Kalkberg“, welche von „Kalklände“ eine Kurzform für „Kalkländer Berg“ sein könnte. Eine Erklärung des Namens aus dem Jahr 1834 erscheint am treffendsten und ist auch nachvollziehbar. Aufgrund seiner Kahlheit soll der Berg ursprünglich den Namen „Kahlländerberg“ getragen haben. Dazu muss man wissen, dass der Berg erst unter Fürst Johann I. Joseph von und zu Liechtenstein (1760-1836) aufgeforstet wurde. Fünf Jahre später, also 1839, war die heutige Bezeichnung „Kalenderberg“ bereits gängig. Flur- und Riednamen: Der Kalenderberg gehörte zur Herrschaft Liechtenstein. Die nach der Aufforstung unter Fürst Johann I. entstandenen Wiesen und Grünflächen erhielten im Volksmund ihre Namen bis heute (z.B.: „Turnerwiese“ oder „Schwarzer Turm Wiese“). Wirtschaftliche Nutzung gestern: Da der Kalenderberg, wie bereits erwähnt, zur Herrschaft Liechtenstein gehörte, diente er hauptsächlich der „Privatwirtschaft“. Dadurch, dass 1502 dem damaligen Besitzer Bartholomäus Freysleben in diesem Jahr sowohl die Burghut von 100 Gulden sowie die Dienste und Weingärten bewilligt wurde, kann man davon ausgehen, dass hier spätestens 1502 Weinbau betrieben wurde. 1596 ließ Georg Wiesing einen Meiereihof errichten, der auf Viehzucht hinweist.[10] In einer kleinen Höhle am Ostende des Walles am Kalenderberg konnten wir Abbauspuren entdecken, die auf eine Verwendung als Sandgrube hindeuten. Diese Art der Reibsandgewinnung durch die Erweiterung von Höhlen wurde zumindest ab dem 16. bis ins 20. Jhdt. hinein betrieben.[11]
Burg Liechtenstein: Um 1135 kam Hugo von Liechtenstein-Petronell in den Besitz von Grundstücken im Mödlinger Raum.[12] Er ließ zunächst nur einen Wehrturm mit Kapelle errichten, die als Schutzheiligen den heiligen Pankratius hatte. Die Burg gehörte zu einem Festungsgürtel, der am Ostrand des Wienerwaldes verlief und Feinde aus dem Osten abwehren sollte. In der letzten Hälfte des 13. Jh. kam die Burg in den Besitz der Landesfürsten. Ob die Burg an die Landesfürsten verkauft oder verloren wurde ist unbekannt. Während dieser Periode wechselten die Besitzer ständig. 1330 wurde die Burg erstmals urkundlich erwähnt.[13] 1350 sind die Herren von Wallsee die Besitzer der Burg und 1367 Ulrich der Pair. Danach folgten die Herren von Stadeck, die 1384 die Herrschaft an die Grafen Hermann und Wilhelm von Cilli verpfändeten. Nach ihrem Ableben blieb der Kastelan der Grafen Ritter Hans von Holobarzy Besitzer der Burg, bis sie 1477 dem ungarischen König Mathias Corvinus in die Hände fiel. Der nächste Besitzer war vermutlich Konrad Auer von Herrenkirchen. 1494 verkaufte König Maximilian I. die Herrschaft an die Brüder Sigmund und Heinrich Prüschenk. 1502 wurde sie als Lehen an Bartholomäus Freysleben übergeben. 1529 wurde die Burg von den Türken zerstört, wobei Christoph Freysleben in türkische Gefangenschaft geriet. 1533 erhielt Georg Freysleben, unter der Bedingung die Burg wieder aufzubauen, das Lehen erneuert. Auf ihm folgte Andreas Pögl. 1592 übertrug Freiherr Hans Khevenhüller die Verwaltung seiner Güter an Georg Wiesing, der 1596 einen Meiereihof errichtete (Vorläufer des Schlosses). Zu weiteren Beschädigungen kam es 1607 beim Einfall des Siebenbürgen Wojwoden Stefan Bocskay. 1613 erhielten die Khevenhüller die Pfandherrschaft als freies Eigen. Zur endgültigen Zerstörung durch die Türken kam es 1683 Joseph Freiherr von Penkler macht die Burg ca. 100 Jahre nach der Türkenkatastrophe wieder zugänglich. 1798 übernahm Fürst Stanislaus Poniatowski die Herrschaft. Erst Johann I. Joseph von und zu Liechtenstein begann die Ruine, nachdem er sie und die dazugehörige Herrschaft 1807 erworben hatte, wieder instand zu setzen. Fürst Johann II. von und zu Liechtenstein, der Enkel von Johann I., ließ die Burg im Sinne des Historismus des 19. Jh. wieder aufbauen. Während des 2. Weltkriegs und im Laufe der russischen Besatzungszeit wurde die Burg wieder stark beschädigt. Deshalb übergab sie Franz Josef II. von und zu Liechtenstein den Pfadfindern von Maria Enzersdorf, die diese renovierten und als Jugendzentrum nutzten. Seit 1968/1975 ist die Burg an die Marktgemeinde Maria Enzersdorf und war von 1994 bis 2005 an den Verein Burg Liechtenstein (Fremdenverkehrsverein) verpachtet. Eigentümer ist immer noch das Fürstenhaus Liechtenstein. Schloss Liechtenstein: 1820 wurde unter der Leitung von Joseph Kornhäusel und Joseph Engel das Schloss als Sommerresidenz für Fürst Johann I. Joseph von und zu Liechtenstein anstelle eines Wirtschaftshofes erbaut. Nach der Verwendung durch russische Besatzungstruppen und danach als Auffanglager für Ungarn-Flüchtlinge war das Schloss stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Fürstenhaus Liechtenstein verkaufte daraufhin das Schloss, welches zu einer Seniorenresidenz umgebaut wurde.
Amphitheater: Diese künstliche Ruine wurde 1810 von Fürst Johann I. von und zu Liechtenstein als Aussichtswarte erbaut. Entworfen wurde dieses Bauwerk von Joseph Hartmuth, der sich vom römischen Kolosseum inspirieren ließ (Bogenform aus 16 Gewölbebogen und zwei Türme). Durch einen der beiden Türme konnte man auf die Mauerkrone gelangen. Der Aufgang wurde aus Sicherheitsgründen abgemauert und heute überragen Föhren das Bauwerk.
Pfefferbüchsel: Wegen ihrer Dachform hieß diese Kapelle im Volksmund Pfefferbüchsel. 1818 ließ Johann I. Joseph von und zu Liechtenstein die sogenannte Johannes- oder Pilgerkapelle errichten. 1848 wurde sie zerstört und nicht wieder aufgebaut. Schwarzer Turm: 1809 von Johann I. Joseph von und zu Liechtenstein auf dem Fundament eines alten Wachthäusels erbaut. Der Turm war dreigeschossig angelegt und bewohnt. Er liegt direkt auf der Grenze zwischen Mödling und Maria Enzersdorf und befindet sich heute im Privatbesitz.
Sagen und Legenden[14]: Sage über den Lagerstein am Rauchkogel Der Erste Besitzer dieses Felsennestes hatte eine Tochter, die sich in einen fremden Rittersmann verliebte, der von dem Lager der Feste gegen die Ungarn ritt. Der Burgherr konnte ihn jedoch nicht leiden und so mussten sich die Jungfrau und der Ritter heimlich treffen. Ein Mal im Monat ritt der Vater mit seinem Gefolge zur Jagd aus und die Jungfrau zündete Feuer in der Burg an. So wusste der Rittersmann, dass er die Mauern emporsteigen konnte zu seiner Geliebten. So fanden sich die Liebenden ein Jahr zusammen, bis ein verstoßenes Bettelweib die Beiden verriet. So gab der Burgherr vor auf Bärenjagd zu gehen und als sich die Liebenden in den Armen lagen sprang er hervor und warf den jungen Freier von der Mauer. Seine Tochter, die dies verhindern wollte, kam beim Versuch ihren Vater abzuhalten mit ihren Kleidern ins Feuer. Als sie schreiend durch die Burg lief, steckte sie die Gebäude in Brand. Mit dem Schloss verbrannten auch alle Inwohner. Seit diesem Tage stieg jedes Jahr zur selben Stunde als das Unglück geschah, eine große Rauchsäule aus den Gemäuern empor, aus der man die verstorbenen Seelen jammern hörte. Der Rittersmann, dem bei dem Sturz auf wundersame Weise nichts geschah, erbaute sich nach dem Krieg in der Nähe eine neue Burg. Um die von ihm mitverschuldete Tat zu sühnen stellte er vor dem Fenster seiner Burg, das den Ausblick nach dem öden Schlößchen bot, ein Kruzifix auf, an dem Tag und nacht zwei Lichter brannten. Das Volk aber nannte nun sein neues Haus „den Liechtenstein“. Als mit seinem Tod das Licht erloschen war, so sagt man, blieb auch der Rauch am Rauchkogel aus und die Leute meinten, dass die Seelen endlich ihre Ruhe gefunden haben. Sage zur Erbauung der Burg Liechtenstein Vor langer Zeit gruben Leute in der Erde und fanden einen weithin leuchtenden großen Stein. Dieser außergewöhnliche Fund erregte das Staunen und die Bewunderung unter den Menschen. Unter diesen befand sich auch ein Mann, der dieses leuchtende Objekt erwerben wollte. Dies gelang ihm auch durch die Hingabe einer gewaltigen Summe. Der Finder und Verkäufer dieses Steins beschloß nun mit seinem neuen Reichtum an dem Platz, wo er den lichtausstrahlenden Stein gefunden hatte, eine große und prächtige Burg zu errichten und er gab ihr den Namen Liechtenstein, zum ewigen Gedenken an den Stein, dem er diesen Besitz verdankte. Die Geschichte vom „Graml Tonl“ Diesem aus gutem Haus stammenden Mann holte sein Schicksal an einem Kirtag in der Hinterbrühl ein. Während der Festlichkeiten kam es zum Handgemenge, wahrscheinlich wegen einer Frau. Als dabei ein junger Mann erstochen wurde, beschuldigte man den später im Volksmund bekannten „Graml Tonl“. Aufgrund falscher Zeugenaussagen wurde er unschuldig verurteilt und verbrachte zwanzig Jahre im Gefängnis, bis sich der wahre Mörder am Totenbett schuldig bekannte. Daraufhin wurde der „Graml Tonl“ freigelassen, doch er konnte dieses Unrecht nicht verkraften und begann zu trinken. So wurde er mittel- und obdachlos. Von da an verbrachte er den Rest seiner Tage in einer Höhle am Kalenderberg, nur in den kalten Winternächten fand er in einer Zelle des Gendarmerieposten Hinterbrühl Unterschlupf. Die Fleischhauer der Umgebung hatten mit ihm Mitleid und schenkten ihm regelmäßig etwas zu Essen. Da damals Grammeln billig waren bekam er vorzugsweise diese, denen er auch seinen Namen verdankt.
5. Die archäologischen Forschungen am Kalenderberg Hannes Schiel, Iris Winkelbauer, Benedikt Vogl Durch mehrere Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende, wurde der Kalenderberg als Siedlungs- bzw. Kulturstandort aufgesucht und genützt. So sind etliche Artefakte und diverse Spuren, wie Befestigungen etc…, die auf diesem Berg aufgefunden wurden, sehr gut erhalten. Die folgenden Punkte sollen einen Überblick über die archäologischen Forschungen am Kalenderberg geben.
Wir haben auch das Museum der Stadt Mödling besucht, um uns einen Eindruck von den aufgefundenen Objekten zu verschaffen. Zur Forschungsgeschichte:[15] Der Kalenderberg rückte schon früh in das Interesse der Ur- und Frühgeschichtsforschung. Schon im Jahr 1892 wurden zahlreiche Streufunde durch den Kustos und späteren Verwalter des Mödlinger Museums, Franz Skribany, aufgelesen. Diese Funde wurden jedoch erst später als ein Anhaltspunkt für eine prähistorische Höhensiedlung auf dem Kalenderberg angenommen. Im Jahre 1894 erwähnt Calliano, dass man Feuersteine, Tonscherben, Spinnwirteln und bearbeiteten Stein gefunden hatte und er verglich diese Funde mit dem Material von Hildegarden-Ruhe bei Baden. Es wurde auch ein so genanntes Mondidol, auf das ich später noch zu sprechen komme, aufgefunden. 1901 wurde eine Begehung des Kalenderberges durch Mitglieder der Anthropologischen Gesellschaft und der Niederösterreichischen Landesfreunde anlässlich der Eröffnung des „Mödlinger Museums“ im Gebäude der „Mädchen Bürgerschule“ durchgeführt. Im Interesse stand die Verwallung am Kalenderberg. 1902 kann eine Grabungstätigkeit erstmals durch vorhandene Berichte als gesichert angenommen werden. 1906 wurde eine Begehung angesetzt, um zwei mögliche Grabungsplätze festzulegen. Es wird von „zwei Stellen auf der großen Wiese“ gesprochen. Seit 1908 fanden systematische Grabungen durch Skribany statt. Er verfasste verschiedenste Berichte und es gab mündliche Mitteilungen, sodass seine Grabungen relativ gut nachvollziehbar sind. Ausgewähltes Fundmaterial verwendete er für eine Publikation. 1909 wurde eine weitläufige Fläche am Katzensteig ergraben. Es traten gleichmäßig verstreut Funde auf und eine unregelmäßige Lehmschicht kam zum Vorschein. Es wurden auch einige Pfostenlöcher und muldenartige Gruben entdeckt. Zuerst fand die Grabung unter Aufsicht von J. Szombathy, später unter Kyrle, der diese Ausgrabung schließlich auch bearbeitete, statt. Diese Arbeit zog auch O. Menghin bei seiner Aufstellung der ‚Kalenderberg-Kultur’ heran. Erst 1932 wurden die Grabungen wieder aufgenommen, da vermehrt „Raubgräbereien“, wie es Melichar beschreibt, stattfanden. Skribany beantragte bis 1936 jedes Jahr eine Grabungserlaubnis. Mit seinem Tode 1938 wurde allen Tätigkeiten am Kalenderberg ein vorübergehendes Ende gesetzt. 1970-72 fanden Ausgrabungen durch Herbert Melichar im Auftrag der prähistorischen Abteilung des naturhistorischen Museums statt. Es wurden 10 Wallschnitte angefertigt und eine Grabung auf der Turnerwiese ergab, dass es sich bei dem Wall um ein von Menschenhand geschaffenes Bauwerk handelt. Auf den Wall werde ich später noch zu sprechen kommen. Herbert Melichar war auch der Ansicht, Siedlungsspuren auf dem Gebiet der heutigen Turnerwiese gefunden zu haben. 2002 verfasste Stradal Christian die Diplomarbeit ‚Die hallstattzeitliche Keramik vom Kalenderberg bei Mödling’. – Es ist dies die jüngste Arbeit in Bezug auf den Kalenderberg. Kalenderbergkultur und der Kalenderberg[16] Es ist unklar, was O. Mengin veranlasste, eine „kleine Sondergruppe“ nach einem der wichtigsten Fundplätze als Kalenderberg – Kultur zu bezeichnen. Er beschreibt die Keramik zwar als überaus prachtvoll und mit besonders extravaganten Formen ausgestattet, bildete jedoch nur ein Mondidolfragment ab. Es kann aus heutiger Sicht nicht mehr beurteilt werden, was Mengin dazu bewegte, den Fundort Kalenderberg für diese Gruppe als namensgebend zu wählen. Vielleicht war er durch die große Anzahl der aufgefundenen Mondidole davon überzeugt, dass es sich bei diesem Ort um eine wichtige zentrale Kultstätte et… handelte oder er brachte die Mondidole mit einer Kalenderfunktion, was sich wiederum im Namen Kalenderberg spiegelt, in Verbindung. Auch L. Nebelsick versucht, dies ähnlich zu erklären. Er unterscheidet Höhensiedlungen mit wehrhaftem Charakter und solche ohne wehrhaften Charakter, zu denen die des Kalenderbergs gehört. Nebelsick hat versucht eine Kalenderbergchronologie zu entwickeln und in die gängigen Schemen einzupassen. Seine Arbeiten wurden jedoch noch nicht veröffentlicht. Somit ist es auch nur bedingt möglich, die Funde chronologisch einzuordnen. Befunde und Funde Bevor ich auf die Kalenderbergkeramik und diverse weitere Funde eingehe, möchte ich zunächst auf die Wallanlage[17] zu sprechen kommen, die auf dem Kalenderberg vorhanden ist. Das heute noch am deutlichsten sichtbare Zeugnis der Höhensiedlung am Kalenderberg stellt ohne Zweifel der mächtige hallstattzeitliche Wall dar. Er verläuft in West-Ost-Richtung und nützt eine natürliche Geländekante aus, um das Plateau des Berges nach Süden zu sichern. Er verläuft parallel zum Kalenderweg, schließt im Osten vermutlich mit einem fast senkrechten Steinabbruch ab und läuft im Westen im Hang des Kalenderbergplateaus aus. Seine Länge beträgt annähernd 660m und er erhebt sich 0-3 m über das heutige Bodenniveau. Die ursprüngliche Breite des Kernes lag bei ungefähr 3 m. Es fanden, wie bereits erwähnt, zwei Grabungseinheiten unter der Leitung von H. Melichar statt. 1970 bis 1972 wurden 10 Wallschnitte durch Herbert Melichar angefertigt. 1976 bis 1977 gab es intensive Wallgrabungen durch H. Melichar in Form von 2 Schnitten. Diese große Anzahl an Schnitten diente zur Feststellung gemeinsamer Strukturelemente des Walles. Schon der Grundfels zeigt sehr starke Erhebungen – dies ist wohl den damaligen Menschen zu Hilfe gekommen. Der Aufbau des Walles kann laut H. Melichar in drei verschiedene Zonen unterteilt werden. Am Grund der ersten Zone wurde der natürlich gewachsene Felsen mit Sand und Lehm angeebnet. Auf dieser so entstandenen Fläche wurden dicke Polstersteine platziert. Eine Brandschicht auf diesen lässt vermuten, dass sich auf ihnen eine Holzschicht bzw. Konstruktion befunden haben könnte, die abgebrannt und durch Sandschüttung gelöscht wurde. Als zweite Zone wird eine in allen Schnitten als Brandschicht sichtbare Holzkonstruktion angenommen, die aufgrund ihrer Zerstörung durch Feuer mehr oder weniger freistehend gewesen sein muss. Auf den Resten dieser aus Längshölzern bestehenden Konstruktion konnte eine Lage großer Steine festgestellt werden. Diese könnte nach der Zerstörung der zweiten Zone dort aufgeschüttet worden sein und bildet somit die dritte Zone. Über die chronologische Abfolge der einzelnen Schichten lässt sich keine gesicherte Aussage machen, da weder Fundmaterial noch andere Indikatoren darüber Aufschluss geben. Abb.6 zeigt einen Rekonstruktionsversuch des Walles. H. Melichar rät jedoch zur Vorsicht, diesen als komplett authentisch anzunehmen. H. Melichar hat die Turnerwiese[18] ebenfalls untersucht. Die Suche nach Siedlungsspuren bzw. Wohnstellen war am Ost- und Westende erfolglos. Erst gegen die Mitte zu wurde man fündig und es kamen ein Kalenderberg-Henkeltopf, zwei Reibplatten und eine konische Schüssel zum Vorschein. Ein von Norden nach Süden angelegter Suchgraben förderte eine lehmige Schicht an die Oberfläche. Eine Erweiterung verstärkte die Annahme, dass es sich hierbei um eine Wohngrube handeln musste. Es wurden auch eine bronzene Nadel mit Schlitzöhr und eine Bronzenadel mit abgewinkeltem geriffeltem Hals gefunden. Pfostenlöcher konnte Melichar nicht feststellen. Es trat nur in einer der beiden Gruben eine dunkel verfärbte, kreisförmige Fläche auf. Eine zweite Grube wurde im Jahr 1972 entdeckt. Sie enthielt einige Fragmente von Reibplatten. Es wurden auch einige grobe Fragmente von Hauskeramik entdeckt. Leider konnten wir bei unserer Begehung nur mehr vermuten, wo sich die einzelnen Schnitte befanden. Spuren konnten wir nur sehr schwer erkennen. Ein Grund mag die starke Nutzung der Turnerwiese sein. Jedoch ist uns eine markante Grube ins Auge gestochen, die wir als vermutliche Grabungsstelle interpretiert haben. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Kalenderberg befindet sich die ‚Goldene Stiege’ mit einem bedeutenden awarischen Gräberfeld Im Zuge der Ausgrabungen an der Goldenen Stiege wurden auch mehr als 50 hallstattzeitliche Brandgräber freigelegt. Da ansonsten keine Hallstattgräber in der Umgebung des Kalenderberges gefunden wurden und direkte Sichtverbindung vom Berg zum Gräberfeld besteht, gehören die Gräber möglicherweise zur Siedlung am Kalenderberg. Aufgearbeitet sind sie aber noch nicht. Die Besiedelung des Kalenderbergs und die Errichtungszeit des Walles sind noch nicht restlich geklärt. Befestigte Siedlungen im Gebiet des Wiener Beckens gibt es nicht. In der Regel sind diese in die späte Urnenfelderkultur zu datieren. Aber dies trifft nicht auf die Höhensiedlung am Kalenderberg zu. Kalenderbergkeramik und weitere interessante Funde Der zahlreichste und interessanteste Teil der Funde vom Kalenderberg sind die Fragmente von Mondidolen.[19] Ihre genaue Funktion ist bis heute umstritten. Man vermutet jedoch einen rituellen Verwendungszweck. Heute wird auch eine Interpretation als Feuerbock in Betracht gezogen. Grundsätzlich lassen sich die gefundenen Füße wegen ihrer Verzierung oder Form in 6 Hauptgruppen unterteilen. Es gibt plattenförmige Mondidole, einige mit geteilter Standfläche, Mondidole mit zylindrischen Füßen, menschenfußähnliche und einige mit Radreliefornamenten oder auch mit schematisierten Tierköpfen. Es sind auch einige Mittelkörper der Mondidole erhalten. Die Mittelkörper verjüngen sich nach oben und enden meist in durch Tierköpfe verzierte Spitzen. Die oberen Enden lassen sich auch in zwei Gruppen einteilen. So gibt es einige mit hornartigem Ende und andere mit den zuvor erwähnten Tierköpfen. Oft sind die Bögen so stark nach innen gebogen, dass sie eine Stütze benötigen. Die Tongefäße bzw. Scherben des Kalenderbergfundmaterials kann man auf Grund der Ornamentik und Zusammensetzung des Tones grob in 3 Gruppen einteilen. Die erste Gruppe bilden unverzierte, aus rohem Ton stammende Gefäße. Die zweite Gruppe weist gegliederte Reliefverzierungen auf. Am häufigsten findet man parallele Furchen. Die dritte Gruppe weist feineres Tonmaterial auf. Die Gefäße sind auch an der Außenseite meist geglättet und oft bemalt. Zur Verschönerung diente rote und schwarze Farbe. Beliebte Motive waren Winkel, Zick-Zack Muster, Bögen, Dreiecksmuster, Kreise und Halbkreise. Bei den eingetieften Verzierungen handelte es sich zumeist um Ritzungen, Kanneluren und Kannelurleisten. Weiters waren Noppen, Warzen und Knubbeln beliebt. Da fast nur Fragmente gefunden wurden, kann man die Form der Gefäße nur sehr schwer erahnen. Dennoch war es aufgrund der Neigung manchmal möglich die Scherben einem bestimmten Gefäßtyp zuzuordnen. Aufgefunden wurden: Kugelhalsgefäße, Töpfe, Schüsseln, Henkelschüsseln, Schalen, Henkelschalen, Tassen und Miniaturgefäße. Bis 1911 wurden 250 Spinnwirteln[20] gefunden. Man kann sie in zwei Hauptgruppen unterteilen; – symmetrische und unsymmetrische. Weiters wurde auch Hüttenbewurf gefunden. Es handelt sich um Verputzstücke aus Lehm, die zwar in großer Anzahl aufgefunden worden sind, aber nur in Fragmenten. Einzelstücke sind verziert. Auch Knochen[21] und Horn wurden gefunden. Fast alle Stücke weisen Bearbeitungsspuren auf. Viele Knochen wurden zu Nadeln oder Dolchen verarbeitet. Man fand auch Knochenfragmente die Nagespuren von kleinen Säugern aufwiesen. Richard Pittioni erwähnt einen Fund vom Kalenderberg. Er schreibt, dass 1910 eine – allerdings latènzeitliche! – Bronzefibel[22] in einer Aschenschicht an Kalenderberg aufgefunden wurde. Die Fibel befindet sich heute im Museum in Mödling. Sie hat einen rückwärts gebogenen Fuß, der in einem Zwiebelknopf endet. Die Spiralen sind auseinander gezogen und die Nadel ist noch teilweise erhalten. Gefundene Hallstattfibeln zeigt Melichar, wie zum Beispiel Kahnfibeln oder Drahtfibeln. Weiters wurden ein Endfragment eines aus Sandstein gefertigten Schmuckstückes und ein Schleifsteinfragment aufgefunden. Nicht aus der Hallstattzeit stammen außer der von Pittioni erwähnten Latène-Fibel auch noch Steinbeile[23] und 1902 ausgegrabene möglicherweise mittelalterliche Mauern.[24] Funde und ihre Verteilung auf Museen und Lager Ein großer Teil aller bisher ausgegrabenen bzw. erfassten Fundstücke lagert in Mödling. 80 % der in Mödling verbliebenen Artefakte liegen im Depot des Museums Mödling. Die verbleibenden 20% sind im Museum ausgestellt. Die Fundstücke setzen sich aus der Schausammlung und der Sammlung von Oskar Spiegel, der dem Museum seine Privatsammlung vermachte, zusammen. Ein weiterer Teil der Funde befindet sich im naturhistorischen Museum der Stadt Wien. Leider besteht ein Großteil der Artefakte aus Altfunden. Diese sind auch oft aus privaten Sammlungen angekauft worden und somit ist eine Erklärung der genauen Fundumstände etc. kaum möglich. Lediglich bei den Funden, die bei den diversen Grabungen auf dem Kalenderberg entdeckt wurden, sind der genaue Fundort und die zugehörigen Fundumstände feststellbar. Ein Problem ist der gezielte Fundraub Wie schon Skribany 1932 feststellte, gab es auf dem Kalenderberg immer wieder räuberische Überfälle auf die Funde. Auch wir konnten bei unserer Fundortbegehung feststellen, dass dieser Trend nicht nachgelassen, sondern sogar noch zugenommen hat. Einige Male stießen wir auf frische Löcher, welche zweifelsohne von menschlichen Verursachern stammten. Auch bei unserer zweiten Begehung, die wir im Abstand von zwei Wochen durchführten, stießen wir auf neue Löcher. 6. Abschließende siedlungskundliche Beurteilung – Maurer Jakob Der Kalenderberg zeichnet sich als siedlungstopographisch besonders begünstigter Platz aus. Das rundherum ohne unverhältnismäßig großen Aufwand befestigbare 30ha große Plateau ist duch seine sanfte Neigung nach Osten vor den vorherrschenden Westwinden hervorragend geschützt, gleichzeitig aber nirgendwo so steil, als dass die Entfaltung der Siedlungstätigkeit dadurch behindert würde. Das Siedlungsplateau hat eine beherrschende Lage mit gutem Ausblick über das Wiener Becken und ist von diesem aus schnell und einfach zu besteigen. Auch die Lage direkt oberhalb des Durchbruchstals des Mödlingbaches könnte von Bedeutung sein, wenn man an die zwei an diesem nur wenige Kilometer weiter flussaufwärts liegenden Höhensiedlungen denkt. Die Position der Siedlung scheint daher auch verkehrsgünstig zu sein. Generell zeichnet sich der Randbereich des Wiener Beckens durch eher regenärmeres, wärmeres pannonisches, weiter südlich teilweise fast schon illyrisches Klima aus. Einzig und allein die Frage der Wasserversorgung beeinträchtigt das siedlungsfreundliche Bild der Topographie des Kalenderbergs. Auf dem Berg selbst gibt es zwar sehr wohl eine Stelle mit etwas feuchterem Bodenmilieu, für die Wasserversorgung war diese allerdings vmtl. nicht ausreichend. Einzelne Höhlen auf den Hängen des Kalenderbergs lassen unterirdische Abflüsse des ohnehin nicht allzu oft niederkommenden Regenwassers vermuten. Ob das Trinkwasser evtl. durch die Anlage von Regenwasserzisternen gewonnen oder von der Mödling geholt wurde, ist unklar. Eventuell könnte auch analog zur Anlage auf dem Frauenstein ein auf einem Hang liegender, auf den Karten nicht verzeichneter Quellbereich durch eine Art Vorwerk in die Siedlung miteinbezogen worden sein. 6. Entwurf eines Forschungsprojekts – Maurer Jakob [abgeändert präsentiert, geomagn. Prospektion nach Auskunft von Wolfgang Neubauer zirka 1000€/ha] Wir haben uns verschiedene Szenarien eines Forschungsprojektes überlegt. Da geschätzterweise ein Drittel (ca. 10ha) oder sogar etwas mehr der Fläche des Kalenderbergplateaus von Wiesen und nicht von Wald bedeckt ist, erscheint eine geophysikalische Prospektion durchaus vielversprechend. Mit einer solchen könnten als Nebenprodukt die Flächen der heute nur mehr zum Teil lokaliserbaren Altgrabungen der ersten Hälfte des 20. Jhdts. eruiert werden, vor allem aber würde sich ein wenn auch fragmentarischer und grober Überblick über die prähistorischen Siedlungsstrukturen darbieten, die bei den Testgrabungen von Melichar auf der Turnerwiese teilweise verfehlt wurden. Fraglich ist, ob von den 21 000 zur Verfügung stehenden Euro danach noch etwas übrig bleiben würde. Wenn ja, könnte dieser Rest in der zweiten Saison für die Ausgrabung eines durch die Prospektion erkannten besonderen Befunds verwendet werden. Die Idee, nach der durchgeführten Prospektion zumindest auf den Wiesen des Kalenderbergs Metallobjekte zu verstreuen, um den Plünderungen Einhalt zu gebieten, haben wir schlussendlich wieder verworfen, da dadurch die Anwendung verfeinerter Prospektionsmethoden der Zukunft verhindert werden könnte. Für die Variante mit Prospektion würden wir uns entscheiden, wenn es nicht unwahrscheinlich ist, dass nach Ablauf des 2 jährigen Forschungsprojekts noch weitere anschließen könnten, für die diese Vorarbeit nützlich wäre. Wäre allerdings nicht damit zu rechnen, würden wir das Geld für eine sechs- und eine vierwöchige Grabungssaisonen zu 11.400€ bzw. 7.600€ einsetzen. Da unseres Erachtens nach eine Forschungsgrabung mit Laienmitarbeitern nur schwer effizient durchgeführt werden kann, würden wir abgesehen vom freiberuflichen Grabungsleiter (11€/h) vier weitere Grabungsmitarbeiter, etwa Studenten, zu 7.50€/h beschäftigen. Grabungsquartier, Toilettenhäuschen, Versicherung etc. wird von der Stadtgemeinde Mödling zur Verfügung gestellt, Werkzeug ist vorhanden. Da der Nordwall mit 12 Schnitten schon gut bekannt ist, würden wir uns nunmehr einerseits der Suche nach Befestigungsresten auf den anderen (Schau)Seiten des Plateaus widmen. Dazu würden wir einen kleinen Sondierungsschnitt von 2m Breite und 3m Länge entlang des Steilabfalles zwischen Schwarzem Turm und Pfefferbüchsel anlegen, wo an manchen Stellen zwischen den Felsen eventuelle Palisadenreste erhalten sein könnten. Da wir festgestellt haben, dass im heurigen Winter einige Rodungsarbeiten auf dem Kalenderberg durchgeführt werden, hätten wir uns mit dem Grundbesitzer in Verbindung gesetzt, der prompt freundlicherweise auch den Bereich einer Siedlungsterrasse nördlich der Schwarzer Turm-Wiese von den dort wachsenden jungen Bäumen frei gemacht hat. Hier würden wir im ersten Jahr eine Fläche von 7*7m öffnen und über den Winter mit Planen zudecken. Die restlichen 2000€ würden wir als Forschungsstipendium vergeben, damit a) diese beiden Ausgrabungssaisonen und b) die von Herbert Melichar, der angeblich vor einigen Wochen verstorben ist, anders als geplant von ihm nicht mehr publizierten Grabungen und c) die Hallstattgräber von der Goldenen Stiege endlich vorgelegt werden. Für die Publikation würde das Naturhistorische Museum (in memoriam Melichar) sorgen. [1] Zur Geologie: H. u. W. Hartmann, Die Höhlen Niederösterreichs Band 2, Wien 1982, 271 u. 284 f sowie Geologische Karte (s. Abb. 2). [2] H. Melichar, Vorbericht über die bisherigen Ausgrabungen auf dem Kalenderberg bei Mödling 1970-1972. In: MAG 103, 1973, 63. Ch. Stradal, Die hallstattzeitliche Keramik vom Kalenderberg bei Mödling, Diplomarbeit Wien 2002, 10. Zum Hirschkogel H. Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale, Viertel unter dem Wienerwald, Loseblattmappe 1988+Nachträge, 43/2. Zum Jennyberg Ders. 46/1. [3] Schwammenhöfer (s. Anm. 2) 24/1 u. 2. [4] Zum Frauenstein Anonym, Excursion nach Mödling am 12. Mai 1901. In: MAG 31, 1901, [69]. Schwammenhöfer (s. Anm. 2) 46/2. Zur Goldenen Stiege Ders. 46/4. C. Eibner/K. Matzner, FÖ 9, 1968-1970, 148 f, 212-217, 297-309. H. u. L. Schwammenhöfer, FÖ 10, 1971, 47 u. 102-127. Dies. FÖ 11, 1972, 67 f. Dies. FÖ 12, 1973, 66 f. Zur Spitalmühlgasse P. Stadler, FÖ 16, 1977, 361 f sowie Vitrine des Museum Mödling. [5] G. Kyrle, Prähistorische Keramik vom Kalenderberg bei Mödling. In: Jahrbuch f. Altertumskunde 6, Wien 1912, 221. Melichar (s. Anm. 2) 63-65. [6] Östliche Mistelhöhle. Die Westliche Mistelhöhle direkt daneben ist Anfang der 70er verstürzt. Da der Hauptdolomit zur Höhlenbildung neigt, findet sich einige hundert Meter wegabwärts auch die tunnelartige Räuberhöhle (16m lang). Vgl. Hartmann (s. Anm. 1) 289 u. 291. [7] Verwendete Literatur: H. Hufnagl, Der Waldtyp, Ried i. I. 1970. [8] Melichar (s. Anm. 2) 63. Museum Mödling. [9] Ch. Stradal, Die hallstattzeitliche Keramik vom Kalenderberg bei Mödling, Diplomarbeit Wien 2002. [10] K. Janetschek/E. Schischma, Maria Enzersdorf – Eine Geschichte in 108 Bildern, 1982. [11] Mitteilung Dr. Rudolf Maurer, Rollettmuseum und Stadtarchiv Baden b. Wien. [12] G. Stenzel, Österreichs Burgen, Wien 1989. [13] K. Janetschek/E. Schischma, Maria Enzersdorf – Eine Geschichte in 108 Bildern, 1982. [14] aus F. Skribany, Feste Liechtenstein. [15] Ch. Stradal, Die hallstattzeitliche Keramik vom Kalenderberg bei Mödling, Diplomarbeit Wien 2002. [16] L. Nebelsick et al. Hallstattkultur im Osten Österreichs, St. Pölten 6.Auflage 1997) [17] H. Melichar, Vorbericht über die bisherigen Ausgrabungen auf dem Kalenderberg bei Mödling 1970/72 In: MAG. 103, 63-73. H. Melichar, Versuche der Strukturanalyse des Walles auf dem Kalenderberg bei Mödling In Annalen des NHM 85/A, Wien 1983, 27-37. [18] H. Melichar, Vorbericht über die bisherigen Ausgrabungen auf dem Kalenderberg bei Mödling 1970/72 In: MAG. 103, 63-73. [19] G. Kyrle, Prähistorische Keramik vom Kalenderberg bei Mödling In: Jahrbuch f. Altertumskunde 6, Wien 1912, 221-266. [20] Kyrle wie Anm. 19. [21] Kyrle wie Anm. 19. [22] R. Pittioni, Latène in Niederösterreich, Materialien zur Urgeschichte Österreichs 5, Wien 1930. [23] Kyrle (s. Anm. 19) 228. [24] Melichar (s. Anm. 18) 64. |
Download mit Abbildungen: 2006 WS PS Meth Kalenderberg (Gruppenarbeit).pdf (1715 Downloads)
…die idee mit der geophysikalischen Projektion find ich super – die Gegend hier ist voll von noch Unentdecktem… (die „Metallsondenspazierer“ können dabei nicht viel Unfug anrichten, da es sich nur um Metallstücke handelt, die sie ausbuddeln – sicher stört das den Gesamtbefund, ist aber wie schon bemerkt nachweisbar! – ich selber halte ja Mistgruben für archäologisch viel Wertvoller! )
ich bin Mödlinger, war lange Zeit in Apulien zu Hause und Kulturhistorie und Archäologie sowie Sprachen sind meine Hobbys! Wenn ihr einen gut informierten Laien brauchen könnt, stehe ich gerne zur Verfügung!
Ich habe Ihre Arbeit mit großem Interesse gelesen, wohne ich doch seit 30 Jahren am Fuß des Kalenderberges in der Liechtensteinstraße am Mödlingbach.
Manche Ihrer Ausführungen waren mir, auch durch Besuche KHM und Museum Mödling, bekannt, vieles aber neu. Leider konnte ich bei meinen vielen Spaziergängen die Befestigungsanlage nie orten.
Vielen Dank und liebe Grüße
Dorothea Dollinger